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Tierärztliche Praxisgemeinschaft
Alten-Buseck
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Nager-Gesundheit

Eine umsichtige Gesundheitsprophylaxe bei der Haltung von kleinen Nagetieren und Zwergkaninchen führt zu einer höheren Lebenserwartung und zu besserem Wohlbefinden der Tiere in menschlicher Obhut.

1.    Allgemeines zu kleinen Heimtieren:

Zu den beliebtesten kleinen Nagetieren in der Heimtierhaltung zählen bei uns neben den Meerschweinchen und Hamstern auch Mäuse, Ratten, Gerbils und Degus sowie Chinchillas und Streifenhörnchen. Bei den Kaninchen, die zu den Hasenartigen und nicht zu den Nagetie-ren gehören, spielen bei der Heimtierhaltung vor allem die Zwergkaninchen eine große Rolle.



Kennzeichnend für alle Nagetiere sind die auffallend langen Schneidezähne, die auch beim erwachsenen Tier zeitlebens nachwachsen. Kaninchen haben im Gegensatz zu Nagetieren im Oberkiefer eine doppelte Reihe Schneidezähne, die ebenfalls nachwachsen. Aus diesem Grund müssen Nagetiere und Kaninchen unbedingt auch die Möglichkeit zum Nagen haben, damit die Abnutzung der Schneidezähne in dem gleichen Maße erfolgt wie ihr Nachwachsen. Desweiteren ist die enorm schnelle Fortpflanzung ein Merkmal der Nagetiere und Kaninchen, da die Tragezeit - mit Ausnahme der Meerschweinchen und Chinchillas - meist nur 3-4 Wo-chen beträgt. Junge Meerschweinchen und Chinchillas sind Nestflüchter; sie werden behaart und mit offenen Augen geboren und können unmittelbar nach der Geburt das Nest verlassen. Kaninchen, Hamster, Mäuse und Ratten dagegen sind Nesthocker; sie öffnen erst nach 8-10 Tagen die Augen und verlassen das Nest erst nach 2-3 Wochen. Die Jungen sind meist schon mit wenigen Wochen bis Monaten geschlechtsreif. Von einigen Ausnahmen abgesehen ist aber die Lebenserwartung der kleinen Heimtiere nicht sehr hoch: die meisten werden nur 3-5 Jahre alt.

Viele Nagetiere ( insbesondere Hamster ) sind überwiegend nachts und in der Dämmerung aktiv. Dieser Aspekt sollte bei der Anschaffung eines Nagetieres als Heimtier für Kinder be-sonders berücksichtigt werden, da ihre Ruhephasen oft in der Aktivitätsphase der Kinder lie-gen und sie sich dabei nur ungern stören lassen und ggf. auch aggressiv reagieren können. Kaninchen, Meerschweinchen und Streifenhörnchen sind meist den ganzen Tag über aktiv.  


2.    Fütterung von Kaninchen und kleinen Nagern :

Die richtige Fütterung von Kaninchen und Nagetieren hat einen entscheidenden Einfluß auf die Gesunderhaltung der Tiere. Fütterungsfehler kommen leider sehr häufig vor und können zu verschiedenen Krankheiten, ggf. sogar zum Tod der Tiere führen.
Das Futter sollte vor dem Verfüttern stets Zimmertemperatur haben. Für eine gesunde Ernäh-rung benötigen Kaninchen  und Nagetiere immer einen hohen Rohfasergehalt, der durch sehr knappe Gabe von Fertigfutter und Saftfutter und durch reichliche Fütterung von gutem Heu erreicht werden kann. Rauhfutter ( Heu ) muß den Tieren immer zur Verfügung stehen, da sie keine längeren Nüchternphasen vertragen. Auch sollten die Tiere jederzeit Zugang zu frischem Wasser haben. Wenn in der täglichen Nahrung wenig frisches Saftfutter enthalten ist, muß dem Wasser der Tiere täglich ein Vitaminkombinationspräparat zugefügt werden, damit es nicht zu Mangelerscheinungen kommt. Futterumstellungen sind stets vorsichtig und langsam vorzunehmen. Das Futter sollte immer von guter Qualität sein. Um dem Nagebedürfnis der Tiere zu entsprechen sollte ein Mineral-Nagestein im Käfig angebracht werden. Auch Weidenzweige und geringe Mengen von getrocknetem Brot eignen sich gut zum Nagen.



Kaninchen sind reine Pflanzenfresser; als Futter können verschiedene handelsübliche Fertig-futtermittel, Grünfutter, Wurzelfrüchte und Heu verwendet werden. Salat, Kohl und Klee sowie stark aufquellende Futterbestandteile sind als Kaninchenfutter weniger geeignet, da sie unter Umständen zu einer vermehrten Aufgasung oder Magenüberladung führen können. Kraftfutter sollte zurückhaltend gefüttert werden und keinesfalls den Hauptbestandteil der Nahrung ausmachen.
Meerschweinchen sollten ebenfalls nur knappe Mengen an Kraftfutter erhalten. Saftfutter z.B. in Form von Äpfeln, Möhren, Paprika und Grünfutter vertragen Meerschweinchen gut, aller-dings sollte es niemals in Mengen gefüttert werden, die die Tiere nicht in kurzer Zeit auffres-sen können. Lebenswichtig ist für Meerschweinchen eine tägliche Zufuhr von Vitamin C, da sie es nicht selber synthetisieren können. Bei unzureichender Fütterung von Vitamin-C-haltigen Futtermitteln muß es den Tieren daher täglich  gesondert zugeführt werden, z.B. über das Trinkwasser.  
Mäuse, Ratten, Gerbils und Hamster sind gut versorgt mit einem für diese Tierarten handels-üblichen Mischfutter, das zusätzlich mit geringen Mengen Obst und Gemüse sowie ( v.a. bei Ratten ) auch mit tierischem Eiweiß z.B. in Form von gekochtem Ei oder Mehlwürmern ange-reichert werden muß. Mäuse und Ratten sind „Allesfresser“. Kalorien- und fettreiche Futter-mittel wie z.B. Sonnenblumenkerne und Erdnüsse sollten jedoch nur in sehr kleinen Mengen gefüttert werden.
Streifenhörnchen „hamstern“ ihr Futter in den Backen und bringen es in ihre Höhle. Sie sollten daher nur geringe Mengen leicht verderblicher Futtermittel bekommen. Zur Fütterung ist eine abwechslungsreiche fettarme Mischung aus Vogelfutter und Nagetierfutter geeignet, die durch Zufütterung von tierischem Eiweiß ( Mehlwürmer, Insekten ) ergänzt werden muß.
Degus können mit speziellen Futtermischungen oder mit Meerschweinchen- und Nagerfutter gefüttert werden; sie sollten nur geringe Mengen Obst und Gemüse und keine kalorien- oder fettreichen Futtermittel bekommen, da sie sehr schnell verfetten und besonders anfällig für Diabetes sind.     
Chinchillas haben einen sehr empfindlichen Verdauungsapparat. Auch sie benötigen viel Rauhfutter und ansonsten eine karge Fütterung. Sie sollten speziell auf Chinchillas ausgerich-tetes Fertigfutter bekommen, wobei ein Futterwechsel nach Möglichkeit vermieden werden muß. Zu viel eiweiß- oder fettreiches Futter und schon geringste Mengen von verschimmeltem Futter führen zu Durchfällen und enden nicht selten sogar tödlich. Obst und Gemüse dürfen Chinchillas nur in mundgroßen Häppchen und möglichst nur einmal pro Woche bekommen; es sollten niemals saftreiche Sorten verfüttert werden. Chinchillas dürfen keinesfalls Sonnenblumenkerne, Erdnüsse oder Salat und Kohl bekommen.  

Bei gestörter Futteraufnahme oder beim Auftreten von Durchfällen oder Aufgasungen sollten Kaninchen und Nagetiere unmittelbar einem Tierarzt vorgestellt werden. Sie vertragen keine längeren Nüchternphasen. Durchfälle sind oftmals bedingt durch Fütterungsfehler, kommen aber sehr häufig auch bei Befall mit Endoparasiten oder Kokzidien vor oder sind Ausdruck einer bakteriellen Darminfektion. Durchfälle müssen umgehend behandelt werden, damit die Genesungschancen des Tieres so groß wie möglich sind. Im Sommer kommt es bei Durch-fallerkrankungen immer wieder vor, daß Fliegeneier im verunreinigten Fell abgelegt werden und die schlüpfenden Maden das Tier regelrecht aufzufressen beginnen. Besonders davon gefährdet sind verfettete Tiere, die sich nicht mehr ausreichend putzen können. Auch hier kann eine schnelle rechtzeitige Behandlung durch den Tierarzt lebensrettend sein.




3.    Haltung der Tiere

Bei der Haltung kleiner Heimtiere ist zur Gesunderhaltung der Tiere stets auf genügend große Käfige / Ställe zu achten, die je nach den Bedürfnissen der jeweiligen Tiere ausgestattet wer-den sollten. Klettermöglichkeiten und Hindernisse fördern die Bewegungslust der Tiere. Es sollten ausreichend Versteckmöglichkeiten vorhanden sein.
Als geeignete Einstreu für die meisten Nager bietet sich staubfreie Sägespäne oder weiches Stroh an. Die Einstreu sollte mindestens einmal pro Woche komplett erneuert werden. Trink-wasser ( vorzugsweise aus Flaschen ) ist täglich zu erneuern.
Unbedingt sollte der Geselligkeit einiger Nager – wie z.B. Meerschweinchen, Degus oder Chinchillas – durch Gruppenhaltung entsprochen werden. Wegen der schnellen Fortpflanzung ist die Haltung von gleichgeschlechtlichen Tieren oder aber die Kastration der männlichen Tiere anzuraten. Andere Nager ( wie z.B. Hamster ) dagegen können  ausgesprochene Einzel-gänger sein, die bei erzwungener gemeinsamer Haltung mit anderen Tieren ein ausgesprochen agressives Verhalten zeigen können. Nicht selten töten Hamsterweibchen ein ihnen unbekann-tes Männchen, so daß die männlichen Tiere zu Zuchtzwecken  nur unter Aufsicht in den Käfig des Weibchens gesetzt werden sollten und ausreichend Fluchtmöglichkeiten bestehen müssen. Auch weibliche Streifenhörnchen sind häufig sehr aggressiv gegenüber ihren Artgenossen. Die gemeinsame Gruppenhaltung unkastrierter männlicher Nagetiere ist i.d.R. wegen der heftigen Rangordnungskämpfe nicht möglich, da es dabei zu nicht unerheblichen Verletzungen kommen kann.   


4.    Hitzeempfindlichkeit / Temperaturverträglichkeit

Kaninchen sind ausgesprochen hitzeempfindlich; besonders beim Transport der Tiere an sehr heißen Tagen ( Ausstellungen, Tierarztbesuch ) kann es daher zu Todesfällen kommen. Als optimale Umgebungstemperatur für das Kaninchen können 18°C, für Meerschweinchen 18-26°C angesehen werden; als kritisch gelten für Kaninchen bereits Temperaturen ab 25°C. Ein Hitzschlag äußert sich v.a. durch stark erhöhte Atemfrequenz, Muskelzittern und ein sehr auf-geregtes Verhalten der Tiere. Die Tiere müssen umgehend an einen kühlen Ort verbracht werden. Die überschüssige Wärme kann durch Auflegen von feuchten Tüchern auf den Kopf des Tieres sowie durch Eintauchen der Gliedmaßen in kaltes Wasser abgeleitet werden. Auf eine gute Belüftung der Ställe sowie auf ausreichende Trinkwasserversorgung ist unbedingt zu jeder Zeit zu achten. Zugluft und starke Temperaturschwankungen sollten vermieden werden.
Hamster, die sich bei 18-26°C sehr wohl fühlen, verfallen bei Temperaturen von 15 bis 5°C in einen sog. „Pseudowinterschlaf“; sie liegen zusammengekauert da und erscheinen komatös. Dieser Zustand kann ebenfalls durch zu kurze Lichtperioden oder Futterknappheit hervorgeru-fen werden.


5.    Notwendigkeit besonderer Pflegemaßnahmen

Je nach Ausgestaltung der Käfige / Ställe haben die Tiere zu wenig Gelegenheit ihre Krallen abzunutzen, so daß diese sehr lang werden und teilweise krumm wachsen. Eine regelmäßige sorgfältige Überprüfung der Krallen ist daher notwendig, damit sie ggf. rechtzeitig gekürzt werden können.


Bei gestörter Futteraufnahme oder Abmagerung des Tieres müssen unbedingt die Schneide- und auch die Backenzähne durch den Tierarzt kontrolliert werden. Dieser Eingriff erfordert ggf. eine Sedation des Tieres. Schon geringste Fehlstellungen im Gebiß von Nagern und Ka-ninchen können zu einem ungenügenden Abrieb der Zähne und einem bislang enormen Län-genwachstum führen, wobei es neben der Einschränkung bei der Futteraufnahme zu erhebli-chen Verletzungen in der Maulhöhle kommen kann.  Unter Umständen müssen bei Fehlstel-lungen die Zähne alle 4 Wochen gekürzt werden. Tiere mit Zahnfehlstellungen sollten von der Zucht ausgeschlossen werden.
Bei langhaarigen Tieren ist außerdem auf besondere Fellpflege ist zu achten, da es sonst zu Verfilzungen der Haare kommt.


6.    Impfprophylaxe beim Kaninchen

Bei Kaninchen sind Schutzimpfungen gegen 2 häufiger vorkommende virale Infektionskrank-heiten möglich: die Myxomatose und die sog. Hämorrhagische Kaninchenkrankheit ( RHD ).
Bei der Myxomatose handelt es sich um eine Pockenvirusinfektion, die über Stechmücken von Wild- auf Hauskaninchen übertragen wird. Es kommt zu starken Entzündungserscheinungen an den Augen mit Eiterbildung; die Lieder schwellen bis zur völligen Blindheit an. Später kommt es meist im Kopf-, Gliedmaßen- und Genitalbereich zu teigigen Schwellungen, die Tiere verweigern Futter- und Wasseraufnahme und werden völlig teilnahmslos. Myxomatose endet meist tödlich. Eine Impfung schützt zu ca. 90 % vor Myxomatose.
Die RHD ist eine Virusinfektion, die sowohl durch Insekten als auch durch direkten Kontakt der Tiere untereinander und durch kontaminiertes Grünfutter übertragen wird. Es kann zu plötzlichen Todesfällen unter Erstickungsanfällen kommen oder die Tiere zeigen für wenige Tage Unruhe, Atembeschwerden und Benommenheit, haben Fieber und sterben dann unter Erstickungskrämpfen. Ein milder Verlauf mit nachfolgender Erholung ist möglich. Die wich-tigste Prophylaxe gegen RHD ist die Schutzimpfung.

        
7.    Hautveränderungen / Juckreiz

Das Auftreten von Juckreiz und / oder Haut- und Haarveränderungen ist bei kleinen Heimtie-ren nicht selten. Zur Abklärung der Ursache sollte auf jeden Fall eine genauere Untersuchung der Tiere durch einen Tierarzt stattfinden, damit Pilz- oder bakterielle Infektionen sowie ein Befall mit Ektoparasiten rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden kann.


8.    Verhaltensstörungen bei kleinen Heimtieren

Verhaltensstörungen bzw. –abweichungen treten i.d.R. dann auf, wenn auf die Bedürfnisse der Tiere keine Rücksicht genommen wird, z.B. wenn die Ruheperiode der Tiere massiv ge-stört wird oder wenn unverträgliche Einzelgänger zur Gruppenhaltung „gezwungen“ werden.
Einige Nagetierarten ( z. B. Streifenhörnchen und Hamster ) reagieren insbesondere auf Stö-rungen bei der Aufzucht der Jungen seitens der Menschen sehr empfindlich; dies kann ein Verlassen des Nestes und einen Abbruch der Aufzucht oder sogar Kannibalismus gegenüber den Jungtieren zur Folge haben. Jungtiere sollten daher bis zum selbständigen Verlassen des Nestes möglichst nicht angefaßt werden.